noch EINE Woche …

noch EINE Woche …

… und dann 52 danach

Immer näher kommt Weihnachten – nur mehr eine Woche, dann haben wir’s alle wieder für ein Jahr geschafft. Den Streß, den wir uns selbst aufbürden, um nur ja keinen unserer Verwandten, Bekannten, Geschäftspartner und/oder sonstigen Menschen zu vergessen, die wir manchmal in unser Leben herein lassen. Besonders die Kinder werden gerne abgeschoben – „Mama muß jetzt dem Christkind helfen, geh’ zur Oma, weil der Papa hilft auch mit.“.

Dabei kann so ein Kind sich ja auch glücklich schätzen, wenn es noch beide Elternteile hat, bei den Scheidungsraten heutzutage…. Wenn ich mich zurückerinnere, was mich zu Weihnachten wirklich bewegt hat und woran ich mich heute nach teilweise Jahren noch erinnere, so ist es oftmals einfach die Liebe und Nähe von Menschen, die mir etwas bedeuten.

Meine Großmutter zum Beispiel, die vor einigen Jahren gestorben ist, an einem Herzinfarkt, nachdem sie sich noch ca. zwei Jahre um den Großvater nach dessen Schlaganfall gekümmert hatte – mit ihr habe ich als Kind immer so gerne Canasta gespielt, nicht nur zu Weihnachten – aber da ganz besonders gerne. Wenn dann noch ein paar liebe Verwandte dabei waren, dann war es immer so ruhig und friedlich, da wurden Probleme ganz unbürokratisch und ohne negative Emotionen analysiert, Alternativen gesucht und die beste Lösung derselben gemeinsam angestrebt.

Oder mein bester Freund (weiblich und Mutter zweier entzückender Kinder) – mit ihr habe ich die schönsten Weihnachten meines bisherigen Lebens verbringen dürfen. Es war ganz einfach friedlich, die beiden Kleinen haben damals nicht mal mitbekommen, daß es ein anderer Tag als sonst war, bis dann die „Bescherung“ stattfand. Die kleinere der beiden hat ihren ersten Topf bekommen, den sie ganz hektisch vom Papier befreite und als sie erkannte, was das war, in eine Ecke zerrte und sofort benutzen mußte. Die leuchtenden Augen dabei waren das schönste Geschenk, das ich jene Weihnachten erhielt – vor allem auch der Moment, als sie selbst ihre Strampelwindeln (die Höschen mit dem Gummizug – Namen sollte ich ja keinen nennen) nicht schnell genug hinunter bekommen konnte und daran herum riß, wir haben traumhaft darüber gelacht.

Aber auch die Weihnachten, als ich noch Dienst bei der Rettung versah, am Heiligen Abend, waren wundervolle Weihnachten. Ich habe an keinem dieser drei Weihnachtsdienste, die ich schob, eine schlimme Ausfahrt gehabt – glücklicherweise. Und wenn sich dann am Abend die KollegInnen untereinander über den Funk ein frohes Fest wünschten, dann wußten wir, daß wir nicht alleine sind auf unserer Dienststelle.

Und auch die Weihnachten zu Hause waren einmal schön, als wir Kinder noch klein waren und unsere Eltern sich noch vertrugen – wenn wir am Heiligen Abend gemeinsam Spiele spielten oder einfach nur gemeinsam sangen. Auch die Besuche bei den Großeltern an den Tagen danach waren schön – wenn auch anstrengend für uns Kinder, weil wir doch besonders adrett gekleidet und brav sein mußten.

Doch das schönste Fest für mich war es, als einmal Weihnachten mitten im Herbst stattfand, als ich ein altes Ehepaar im verschneiten Nadelwald beobachten durfte, wie sie sich mit ihren sicherlich weit über siebzig Jahren wie kleine Kinder eine Schneeballschlacht veranstalteten.

Um so mehr schmerzt es mich zu sehen, wie immer mehr Menschen ihre Herzen vor der Schönheit und der Mystik dieses Festes verschließen, nur mehr den Streß und Kommerz („was soll ich nur kaufen dieses Jahr“) in ihren Herzen tragen. Sicher – es gibt auch wirklich negative Seiten, arme Menschen, die nicht einmal eine Wohnung haben und schon gar keine Freude an Weihnachten empfinden können, weil sie da noch einsamer sind als das ganze Jahr. Oder jene, die wieder einmal ganz ohne andere am heiligen Abend zu Hause sind und vor lauter Einsamkeit und Depression auch noch Selbstmord begehen.

Aber die, die Weihnachten nur mehr kommerziell sehen und nur mehr an das Schenken und beschenkt werden denken („Was, du hast mir gar nichts mitgebracht??“) – die tun mir dabei noch mehr leid als die, die wissen, daß sie nichts haben, denn die sehen nicht einmal mehr das.

In diesem Sinne würde ich mir diese Weihnachten wünschen, daß jene, die glücklich sind, auch mal vor ihre Wohnungstüre gehen und nachsehen, ob es da nicht eine/n Nachbar/in gibt, die/der alleine zu Hause sitzt und in Einsamkeit vergeht – und diesen einen kleinen Weihnachtsgruß bringen. Nichts Aufregendes, nur ein paar Kekse, eine Einladung zum Kaffe oder auch zum Plaudern – die glücklichen Augen, die ihr damit erntet, die sind ein Geschenk, das man in keinem Laden der Stadt kaufen kann. Und auch Eltern freuen sich, wenn ihre Kinder wieder einmal zu Besuch kommen, sie wieder an ihrem Leben teilhaben lassen.

Danach könnt ihr euch dann in Ruhe zu Hause hinsetzen und euch ganz euren weihnachtlichen Gefühlen hingeben – denn dann seid ihr Menschen gewesen, ihr werdet sehen, daß da ein großer Unterschied zu vorher besteht. Aber das muß nicht nur zu Weihnachten sein – das geht auch das ganze Jahr, bereits jetzt.

Denkt daran – ihr habt noch eine Woche davor …

… und zweiundfünfzig Wochen danach!

GF © 17.12.1996

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