Das Treffen
Nach einem doch sehr anstrengenden Arbeitstag und dem damit verbunden Frust freute ich mich ganz besonders, von einer lieben Bekannten angerufen zu werden – nach ein paar sehr netten Plauderminuten haben wir uns dann kurzfristig noch auf ein spontanes Treffen geeinigt – „Aber nur auf einen Kaffee und vielleicht noch ein Cola, dann muß ich leider wieder Heim!“.
Ohne große Erwartungen verließ ich die Firma und machte mich auf den Weg – schließlich kannten wir uns ja schon einige Zeit – und besonders „gut drauf“ fühlte ich mich im Moment auch nicht. Glücklicher Weise war nicht besonders viel Verkehr, auch die Musik im Radio hellte meine Stimmung recht gut auf – und so war ich dann schon ein paar Minuten früher im Lokal, suchte einen gemütlichen Ecktisch aus und wartete auf sie.
Auch hier spielte wieder sehr schöne Musik im Hintergrund, so daß meine Gedanken schon leicht in Frühlingsgefühlen abschwiffen, als dann meine Bekannte bei der Türe hereinkam. Erst, als sie schon fast bei dem Tisch stand, bemerkte ich ihre Anwesenheit – was mich fast ebenso überraschte, wie das ausgesprochen erotische Outfit, in dem sie sich zu mir gesellte.
Sie setzte sich (nach dem obligatorischen Begrüßungsbussi) auch gleich an meine Seite – sehr angenehm für mich, da ich so auch ihren wunderbaren Duft genießen konnte, eine „Mischung aus Frühling und Sommer“, wie ich zu ihr meinte. Tiefgründig blitzen mir darauf ihre Augen entgegen, als sie mit einem „Danke“ auf den Lippen über mein Kompliment schmunzelte.
Irgend etwas war heute anders als bei den bisherigen Treffen – es lag schon die ganze Zeit eine Spannung in der Luft, die ich nicht genau deuten konnte. Aber das wollte ich eigentlich auch nicht, denn ihr Blick und ihr Duft hatten mir inzwischen doch ein wenig die Gedanken verdreht – besonders, wenn ich so an ihre Geschichten zurück dachte, die sie mal geschrieben hatte ….
Ich versuchte, das Gespräch auf ein weniger anregendes Thema zu bringen, aber das gelang nicht so ganz – was sie jedoch nicht im geringsten störte, im Gegenteil. Immer wieder berührte sie mich mit den Fingerspitzen am Arm und am Oberschenkel, scheinbar unabsichtlich, aber doch auch regelmäßig und ein wenig streichelnd – so daß auch ich langsam einen Vorstoß wagte. Während ich in ihre blitzenden braunen Augen sah, tastete sich unter dem Tisch mein Arm an ihrem Rücken entlang und ich begann sie ein wenig an der Hüfte zu streicheln.
Eigentlich hätte ich angenommen, daß sie zurück weichen würde – aber genau das Gegenteil war der Fall. Sie rückte näher zu mir, sah mir tief in die Augen – und näherte sich meinen Lippen. Bevor ich noch recht wußte, was eigentlich geschah, war ich bereits an ihren Lippen gefangen, spielte meine Zunge mit der ihren und spürte ich nun auch ihre Arme an meinem Nacken.
Tief sog ich den nun ganz intensiven Duft ihrer Haut und ihres Parfums in die Nase, während meine Lippen langsam über die Wange den Weg zu ihrem Ohr suchte – ihre Hände streichelten inzwischen sanft an meinem Rücken entlang und wurden immer fordernder auf ihrem Weg. Längst schon hatten wir unsere Umgebung vergessen, waren nur mehr Hände, Lippen, Ohren und Nasen – zwei Ertrinkende auf den letzten paar Metern zur Oase des Glücks.
Näher und näher rückten wir aneinander, enger und fordernder streichelten wir unsere Körper – und immer näher kamen wir an den Punkt, wo wir doch etwas zurück stecken mußten, denn schließlich waren wir ja in einem öffentlichen Lokal. Mit einem leichten Seufzen trennten sich unsere Lippen, um nach einem tiefen Blick in unsere Augen wieder die Umgebung wahrzunehmen – die Gläser auf dem Tisch, den Aschenbecher und die flackernde Kerze, die sich vor allem in ihren wundervollen braunen Augen widerspiegelte.
Versunken in dieses Flackern und die Gefühle des Moments schreckte ich ein wenig zusammen, als die Kellnerin vorbei ging und mich aus meinen Träumen riß.
„Hallo!“ tönte es da auch schon hinter dieser – „Wartest du schon lange?“
GF © 14.04.1997
(für A.J. mit Dank für einen wunderbaren Abend)