Die „Krankenschwester“

Die „Krankenschwester“

39,5° Fieber – eine elende Temperatur. Die ganze Welt dreht sich vor dir, während deine Nase einem Wasserhahn und dein Hals einer Schuhbürste gleicht. So in etwa habe ich mich gestern gefühlt als ich heimkam. Mein Schatz hat mir noch einen heißen Tee gebraut, bevor sie zu ihren Eltern gefahren ist. Eigentlich hätte ich ja mit sollen, aber in meinem Zustand und der Kälte draußen – brrrr.

Nach den ganzen Medikamenten, die mir helfen sollten, doch ein wenig von der Erkältung in den Griff zu bekommen, habe ich mich dann in’s warme Bett gelegt und versucht, etwas zu schlafen. Ein kratzendes Geräusch an der Türe hat mich irritiert und meine Aufmerksamkeit gefesselt – der Hund ist doch mit ihr mit, oder?

Irritiert sehe ich zur Türe und erkenne im Halbdunkel eine Gestalt, die dort steht. „Wer ist denn da?“ frage ich, als sie das Licht einschaltet und ich kurz davon geblendet meine Augen schließe. Nachdem ich sie wieder geöffnet habe, sehe ich eine Frau im Türrahmen – eine wunderschöne Krankenschwester. Auf einem kleinen Tablett hat sie ein dampfendes Häferl Tee und meine Medizin stehen, in der anderen Hand das Fieberthermometer.

Während sie auf mich zukommt, meint sie „ich hab’ dir noch einen Tee und etwas zum Essen gebracht. Hast du auch schon die Medizin genommen?“. Sie setzt sich an den Bettrand und reicht mir das Häferl, während sie mich liebevoll und zärtlich mit ihren grünblauen Augen ansieht. Die Nähe der fremden Frau irritiert mich etwas, aber ich genieße die Situation. Ihr Körper strahlt eine wunderbare Ruhe und Geborgenheit aus, ihre Augen haben etwas Mütterliches an sich und die Wärme ihres Körpers tut mir gut.

Vergessen sind die Schmerzen im Hals, vergessen die laufende Nase – ich möchte nur die Nähe spüren, ihre Wärme genießen. Meine Hände wandern ihren Rücken entlang nach oben, streicheln bereits über ihren Rücken, als sie meint „oh – du bist ja ein ganz schlimmer Kranker“. Gleichzeitig nimmt sie mir jedoch den Tee aus den Händen und beginnt meine Zärtlichkeiten zu erwidern. Während ich noch verwirrt nach meiner Fassung suche streicheln ihre Hände bereits über meine Haare und die Wangen.

Immer intensiver werden unsere Zärtlichkeiten, immer heftiger die Bewegungen und unser Atem. Immer wieder sehe ich in ihre Augen, verliere mich im Funkeln einer grünen Iris, während ich meine Hände über ihren Rücken und den Rest ihres Körpers wandern lasse, mich ganz in der Situation verlierend.

Da schreckt mich eine Bewegung aus meinen Fieberträumen – mein Schatz legt sich neben mich in’s Bett. Vorbei die Gedanken an die Krankenschwester – obwohl, wenn ich meinen Liebling so betrachte – die Ähnlichkeit ist verblüffend, die Augen, der Körper – und vor allem die streichelnden Hände, die sich gerade unter meine Decke stehlen und auf meine treffen…..

Die Nacht ist noch lange und mein Schatz ist auch (manchmal) eine Krankenschwester

GF © 19.12.1996

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