Nachtschwärmer

Es ist Nacht und ich sollte eigentlich schon schlafen, denn heute muß ich früh raus… Aber da geht mir etwas nicht aus dem Sinn….

Die Deckenleuchte spendet ihr fahles Licht, und vor mir flimmert der Monitor. Von draußen prasselt der Regen an die Jalousie, ein leichter Luftzug bringt mich zum frösteln. Einsam zischt der Ventilator des Computers in die Stille – nichts regt sich, nur das Klappern der Tasten.

Da stelle ich mir vor, es ist Sommer. Sommer mit grüner Wiese und Sonnenschein und Schmetterlingen – der Ventilator wird zum Wind, der durch die grünen Blätter des nahegelegenen Waldes streift. Das fahle Licht wird immer heller, und die Strahlen der ersten Morgensonne streicheln sanft mein Gesicht. Ich liege da, nichts stört meine Ruhe, nur ein Grashalm – der mich ein wenig im Nacken kitzelt. Langsam erwacht der Tag – die Vogel wachen auf und beginnen zu zwitschern. Das Morgenrot vergeht und die Sonne beginnt langsam zu wärmen. Von irgendwo höre ich ganz leise Musik – mein Lieblingslied. Ich lausche und spüre das Licht, wie es mich sanft umhüllt, die Sonne, wie sie mich wärmt, rieche das Gras, die Luft – das Leben. Und immer noch spielt mein Lied, erfüllt mich mit Frieden und Freude. Die Lider werden wieder träger, umschmeicheln die Augen und flüstern leise „schlaf ein, wir schützen dich“. Dankbar lehne ich mich zurück und genieße das Sein.

Und dann spüre ich die harte Lehne, sehe wieder das fahle Licht des Bildschirms vor mir, der Regen prasselt immer noch – und nur die Tasten klappern leise vor sich hin. Und doch – jetzt ist es wärmer, noch immer fühle ich die Sonne, den Geruch der frischen Wiese – höre die Vöglein zwitschern im Ventilator und das Lied zwischen dem Tastenklappern…. Es ist mir wärmer geworden, zufriedener und sanfter klopft mein Herz. Und die Sonnenstrahlen – sie kommen jetzt von innen. Das Morgen kann kommen, denn das Gestern verblaßt gerade im Licht von heute, von eben, genau jetzt……

GF © 23.09.1996